Ampiyacu, Nord-Amazonas, Peru
Der Ampiyacu ist ein Zufluss des Amazonas, gelegen im Norden Perus an der Grenze zu Kolumbien. In dem gleichnamigen Naturschutzgebiet leben etwa 2.000 Menschen vier indigener Gruppen. Eine dieser Gruppen, die Yaguas, sind schon immer hier beheimatet. Die anderen drei Gruppen, Huitoto, Bora und Ocaina, stammen ursprünglich aus Kolumbien. Ihre Vorfahren wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge des Kautschuk-Booms hierher verschleppt, nachdem die lokale indigene Bevölkerung aufgrund der harten Arbeitsbedingungen beinahe ausgelöscht worden war. Die drakonische Ausbeutung während dieser Zeit, die zum Ausbruch von Krankheiten und zur Dezimierung der Gruppen führte, und der lange Einfluss „zivilisatorischer“ Kräfte wie der Missionierung, haben starke Nachwirkungen auf die Sozialstrukturen und das Leben in den Dörfern hinterlassen.
Insbesondere die Situation der Jugendlichen ist besorgniserregend und von großer Orientierungslosigkeit sowie hohen Suizidraten gekennzeichnet. Viele Jugendliche fühlen sich zerrissen zwischen den Versprechungen eines „modernen“ Lebens in den nächst größeren Städten Pebas und Iquitos, wo sie meist stark diskriminiert werden und unter schlechten Bedingungen hausen, und den oftmals zerrütteten Strukturen in den Dörfern, die ihnen kaum mehr Halt bieten.
Auf Anfrage der vor Ort ansässigen indigenen Föderation FECONA und der
peruanischen Umweltschutzorganisation „Instituto del Bien Común“
(Institut für das Gemeingut, IBC) haben wir im Dorf Pucaurquillo
im April 2016 einen fünftägigen Workshop mit Jugendlichen zu
Kulturerhalt und zivilgesellschaftlicher Organisation durchgeführt.
Dieser Workshop,
den wir in einer “Maloca“, einem traditionellen Versammlungshaus (siehe
Bild) durchgeführt haben, bot den Jugendlichen einen Raum, sich zu
Themen wie Diskriminierung und kulturelle Identität auszutauschen, mit
Dorfältesten die Geschichte ihrer Kulturgruppe zu rekonstruieren, und zu
beginnen, sich als Gruppe zu organisieren. So können sich die
Jugendlichen gegenseitig unterstützen, sich mit gesammelten Kräften für
gemeinsame Anliegen wie die Dokumentation und Verbreitung ihrer in
Vergessenheit geratenen Kulturtraditionen einsetzen, und sich mit
anderen Akteuren für den Erhalt ihres Naturschutzgebietes engagieren, um
sich vor Ort eine langfristige Perspektive aufbauen zu können.
Weiterführende Informationen:
- Ein 4-minütiges Video zu unserem Workshop im April 2016 findet sich hier (auf spanisch, mit englischer Beschreibung).
- Ein kurzes Video zum Leben in Pucaurquillo findet sich hier.
Bild: Blick auf die Weiten des Amazonas von der Provinzhauptstadt Iquitos aus, die nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen ist.